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Hans Kronberger

Die sieben Todsünden in der Klimadebatte

Noch acht Jahre hat die Menschheit Zeit, um das Steuer herumzureißen, so das Ergebnis des dritten UNO-Berichtes aus Bangkok zum Klimawandel. Eine unfassbare Schadenssumme von 5,5 Billionen Euro, das sind 20 Prozent der Weltwirtschaftskraft, könnte es kosten, wenn nicht schnellstens gehandelt wird. Nimmt man diese Analyse zur Kenntnis, so sollte die Reaktion des Homo sapiens eine schleunige Systemkorrektur sein, um zumindest das Schlimmste zu verhindern. Zwar hat die Debatte um Lösungsansätze immerhin begonnen, sie läuft aber schon beängstigend schief: Politische schlichte Blauäugigkeit und aufkeimende Lethargie haben die Lufthoheit über die Klimadebatte. Es ist offensichtlich, dass es nicht reichen kann, sich gegen ein riesiges Loch im Hausdach mit einem wetterfesten Hut zu wappnen oder gegen die Sintflut mit einem Schlauchboot anzutreten.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sei auf sieben Todsünden in der aktuellen Klimadebatte aufmerksam gemacht:

Politiker predigen, anstatt zu handeln:

Wenn der deutsche und der österreichische Umweltminister dem Publikum erklären, es sollte doch auf Südfrüchte und Fernreisen verzichten, statt den gigantischsten Systemwechsel seit  Beginn des Industriezeitalters in Angriff zu nehmen, so begehen sie gleich mehrere schwere Sünden. Sie vergessen erstens, dass es zwar in der DDR keine Bananen und keine Fernreisen (außer für Bonzen) gegeben hat, die Umweltsituation aber dennoch katastrophal war; zweitens, dass sie dazu da sind, die Rahmenbedingungen für Problemlösungen zu schaffen, anstatt diese zurück an die Bürger zu delegieren, und drittens, dass die Aufteilung der Menschheit in Ökogutmenschen und Umweltferkel keine gute, geschweige denn nützliche Idee ist. Der Biss in den saftigen steirischen Apfel ist schlicht zu wenig.

Die Umweltorganisationen retten sich selbst:

Es hat Zeiten gegeben, da hat die Politik auf die Umweltorganisationen reagiert (zu Recht). Derzeit werden die Politiker von den Umweltorganisationen imitiert. Sie predigen den „ökologischen Fußabdruck“. Gemeint ist, jeder Mensch soll so wenig Spuren wie möglich auf der Erde hinterlassen. Das so forcierte schlechte Gewissen mag zwar die Spendenfreudigkeit heben, aber die logische Konsequenz dieses Gedankens wäre wohl der Abgang der Menschheit vom Planeten. Die Umweltorganisationen küren sich zum Richter über menschliches Verhalten, ohne zu bedenken, dass ein Massensuizid der Ökobewegten nur mehr Platz für noch mehr Schmutzfüße machen würde. Konsequent zu Ende gedacht ist diese Idee der erste Schritt in die Ökodiktatur. Was machen mit den Unbelehrbaren? – Und haben nicht die großen Diktatoren des 20. Jahrhunderts dem Planeten viele Fußabdrücke erspart?

Experten satteln die falschen Pferde:

Die Substitution der knappen fossilen Energieträger Öl, Kohle und Gas durch Atomenergie, wie sie auch ein Teil der UNO-Experten fordert, ist schon auf Grund der gleichen Knappheit der Ressource Uran absurd. Der Versuch, durch gentechnische Manipulation die Biomasseproduktion zu steigern und das Kohlendioxid wieder einzusammeln und unter der Erde zu lagern, ist keine nachhaltige Lösung, sondern bestenfalls eine riskante Flucht vor den Problemen.

Die EU verwechselt Ablasshandel mit Klimaschutz:

Man nehme einen fetten Packen Steuergeld und begebe sich auf die Suche nach Verschmutzungszertifikaten. So lautet vereinfacht das Rezept für EU-Mitgliedsstaaten zur Erfüllung der weltweit vereinbarten Kyotoziele. Erfüllt ein Land nicht aus eigener Kraft die von ihm anerkannte CO2-Reduktion, kann es sich aussuchen, ob es Zertifikate zukauft oder Strafe nach Brüssel zahlt. Ein volkswirtschaftlicher Nonsens, der nur den Profiteuren von größeren Finanztransfers, aber sicher nicht dem Klima dient.

Die Industrie verkriecht sich im sinkenden Schiff:

Die fossilen und atomaren Energiereserven gehen wesentlich schneller zu Ende, als von den Energieoptimisten angekündigt. Den Erneuerbaren gehört die Zukunft. Der galoppierenden Verknappung von Öl, Kohle, Gas und Uran steht jedoch ein schleichender Ausbau der nachhaltigen regenerativen Energieformen gegenüber. Nur ein kleiner Teil der Investoren erkennt die Zeichen der Zeit und nützt die reale Zukunftschance nachhaltig intelligenter Technologien. Die Zukunftsverweigerung wird das gesamte Weltwirtschaftssystem erschüttern.

Die Medien tragen Sensationen statt Verantwortung:

Zwar ist es löblich, dass die UNO-Ergebnisse derzeit so breit getragen werden. Aber das Strohfeuer wird schnell verglühen. Nur wenige Medien leisten sich qualifizierte Fachleute. Die Umweltressorts sind ausgedörrt wie die von der Wissenschaft prophezeiten Wüstenlandschaften. Viel Ratgeberei von Dingen, die ohnehin schon alle wissen (Energie sparen und Öffis benutzen), anstatt konsequenter Anleitung zu echten nachhaltigen Entwicklungen.

Die Zukunftsforscher sind sprachlos:

Die Katastrophenbilder und -szenarien lehren uns das Gruseln. Tod, Verwüstung, Panik, Tsunamis und Tornados werden uns eingetrichtert. Wer aber will die Menschen belohnen mit einer schönen Welt ohne Raubbau und Zerstörung, ohne vergiftetes Wasser, mit sauberer Luft und gesunden Lebensmitteln? Gibt es keine Lebensmodelle, für die es lohnt zu kämpfen? Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Ist sie schon tot?

Widerspruch, auch heftiger, ist ausdrücklich erwünscht.

Dr. Hans Kronberger, geb. 1951, ist Energieexperte, Dokumentarfilmer und Bestseller-Autor. Zu den bekanntesten Veröffentlichungen des ehemaligen EU-Abgeordneten zählen „Blut für Öl – Der Kampf um die Ressourcen“, „Der sanfte Weg – Österreichs Aufbruch ins Solarzeitalter“, „Auf der Spur des Wasserrätsels“ und „Brüssel frontal – So geht’s zu in der EU“.