Zukunft Ennstal – ARGE Intermodale Verkehrsplanung

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Moreau

Wir, Menschen und Frösche

Warum es uns so gut geht.

Nimm einen lebenden Frosch und setze ihn in einen Topf mit etwas kochendem Wasser. Der Frosch wird versuchen, sofort wieder heraus zu springen.
Nächster Versuch. Nimm einen lebenden Frosch und setze ihn in einen Topf mit kaltem Wasser. Jetzt bleibt der Frosch sitzen. Nun dreh am Herd und erwärme das Wasser langsam. Beobachte den Frosch und sieh, wie wohl er sich fühlt. Die Temperatur steigt und steigt. Der Frosch wird schlapp und schlapper. Bald ist er zu schwach, um noch herausspringen zu können. Obwohl er durch nichts daran gehindert wird, sich zu retten, bleibt der Frosch sitzen, bis er kocht.

Das ist so, weil der innere Wahrnehmungsapparat des Frosches auf plötzliche Veränderungen in seiner Umwelt eingestellt ist – und nicht auf langsam wachsende Bedrohungen. Lebewesen sind strukturdeterminiert. Sie können nur wahrnehmen, wofür sie ein Wahrnehmungsorgan besitzen.

Vergegenwärtigen wir uns für einen Augenblick einige der Gefahren, mit denen wir Menschen heute konfrontiert sind, etwa den Klimawandel, das Ozonloch, die Ausbreitung der Wüsten, das Abholzen der Regenwälder, das dramatische Artensterben, die Vergiftung der Umwelt und unserer Lebensmittel durch Chemikalien, Luftverschmutzung, Gentechnik oder Radioaktivität … Sie können die Liste beliebig fortsetzen. Ein gemeinsamer Nenner dieser Entwicklungen ist, dass sie uns zwar Schaden zufügen (werden), wir sie aber nicht unmittelbar wahrnehmen können. Sie sind zu langsam. Sie sind unsichtbar. Ursache und Wirkung liegen oft weit auseinander, sowohl zeitlich als auch räumlich, sodass wir die Veränderungen nicht oder eben erst zu spät bemerken.

Wir wissen vielleicht einiges davon aus Zeitungen, aus Büchern oder aus dem Fernsehen, aber das ist nicht dasselbe wie eine eigene, sinnliche Erfahrung. Es berührt uns nicht so, wie es uns berühren müsste, damit wir unser Verhalten entsprechend ändern. Wir leiden nicht unter der ökologischen Krise. Von ein paar gelegentlichen Wehwehchen abgesehen, geht es uns so gut wie dem Frosch bei 30 Grad. Also machen wir weiter wie bisher, selbst wenn wir intellektuell wissen, dass es möglicherweise selbstmörderisch ist. Wir haben einen blinden Fleck und sind uns dessen kaum bewusst. Die Krise, in der wir uns heute befinden, ist daher in erster Linie eine Krise der Wahrnehmungsfähigkeit.

Der Text ist ein Auszug aus dem in „brennstoff“ Nr. 4 im Mai 2006 erschienenen Text „Dialogue or die. Die Entdeckung des Selbstverständlichen“