Zukunft Ennstal – ARGE Intermodale Verkehrsplanung

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Moreau

Das Ennstal
darf nicht Wien werden

Dem inzwischen 90-jährigen Kettenraucher und deutschen Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt verdanken wir folgende Erkenntnis, die nur bestätigt, was wir alle vielleicht in der hintersten Hirnecke heimlich vermutet haben, aber als brave Staatsbürger nie offen zu denken wagten: „Die Dummheit von Regierungen sollte niemals unterschätzt werden.” Ehe Sie jetzt unbescheiden werden, legen Sie bitte eine Gedenkminute ein, in der Sie darüber meditieren, wie oft Sie bereits eine Regierung mitgewählt haben, die sich im Nachhinein als unfähig, korrupt und, ja, als saudumm herausgestellt hat.

Wer einen Blick in den Spiegel wirft, dem glotzt eben fast immer ein leichtgläubiges Tier entgegen, dessen Selbstüberschätzung schon in der von jedermann akzeptierten Gattungsbezeichnung homo sapiens, „der weise Mensch”, zum Ausdruck kommt.

So nutzen wir braven Selbstüberschätzer unsere angebliche Weisheit und Vernunft z. B. dafür, unsere Lebensmittel ausgiebig mit Gift zu bespritzen (bzw. bespritzen zu lassen), ehe wir sie essen. Gut, man sieht das Gift nicht, wie man auch die Radioaktivität oder den Klimawandel weder hört oder sieht noch spürt, man schmeckt es auch nicht, Obst, Gemüse und Fleisch schauen aus wie im Fernsehen (schön!) und die Krankheiten und Katastrophen kommen erst viel später, nachdem sich das Zeug jahrelang im Körper angesammelt hat.

Gifte und Abgase, atomare Verseuchung, Klimaerwärmung, 1000-fach beschleunigtes Artensterben, Naturzerstörung im Namen des (Kapital)Wachstums usw. – das Erstaunlichste an all dem ist, dass niemand schreiend auf die Straße läuft. Wenn doch, gibt es für solche Ausreißer Gott sei Dank spezielle Anstalten, die mit Hilfe der Pharmaindustrie dafür sorgen, solche Verrückten, die am Wahnsinn unserer Normalität zu zerbrechen drohen, wieder auf den rechten Weg zu dämpfen. Diejenigen aber, die das Verdrängen besser gelernt haben, werden – wie alle Braven – belohnt mit dem, was der deutsche Arzt und Psychotherapeut Wolf Büntig die „normale Depression” nennt. Diesen so genannten „Normopathen” wurde in den neoliberalen Jahrzehnten seit Pinochet, Reagan und Thatcher die fixe Idee eingepflanzt, sie (oder er) sei nur ein Rädchen im Getriebe, auf das es sowieso überhaupt nicht ankomme. Jawohl. Selbstverständlich. Eh nicht. Nicht mehr. Andererseits, wie schon James Bond sagte: Sag niemals nie.

Allerdings gibt es seit eh und je Kräfte, die das immerhin mögliche Übernachtklüger- und Übernachtunabhängigerwerden zu verhindern trachten. Diese Kräfte im Blick notierte Ludwig van Beethoven nach seiner Übersiedelung nach Wien und dem Bekanntwerden von Gruppen, die sich gegen die absolute Monarchie auflehnen könnten: „Aufstand werden’s keinen machen, die Wiener, solange es Bier und Würstl gibt.”

So gesehen, verehrtes Lesepublikum, bekommt auch der Spruch „Das Ennstal darf nicht Wien werden!” eine ganz neue Bedeutung. Sie dürfen das auch gern so verstehen wie George Bernard Shaw: „Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben!”

Aber man darf natürlich nicht, wie uns versichert wird, man darf natürlich nicht gegen alles sein. Ein dreifaches Hoch auf dieses ganz normale Totschlagargument!

Zuerst erschienen in: AKTIV plus, April/Mai 2009