Zukunft Ennstal – ARGE Intermodale Verkehrsplanung

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Heinz Högelsberger

Das Ende der Gesäusebahn

Es gehört schon eine gehörige Portion Ignoranz und Zukunftsverweigerung dazu, um heutzutage eine Eisenbahnstrecke einzustellen. Besonders in Zeiten von Wirtschaftskrise und steigender Arbeitslosigkeit sind die Menschen auf funktionierende und leistbare Öffis angewiesen.

Laut Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) schafft der Ausbau der Schiene pro eingesetzten Euro rund doppelt so viele Arbeitsplätze, wie der Straßenbau.

Klimawandel und Klimaschutzmaßnahmen fordern Vorrang der Öffis gegenüber dem PKW-Verkehr. Denn Autofahren ist rund zwölfmal klimaschädlicher als die Bahn. Auch die allgemeine Ölknappheit (Stichwort „Peak Oil”) und die zukünftigen hohen Ölpreise sprechen für energieeffiziente und treibstoffunabhängige Verkehrsmittel; sprich die elektrifizierte Bahn. Und der sogenannte „Schienenbonus” besagt, dass die Fahrgäste Zügen gegenüber Autobussen den Vorzug geben.

Nullsummenspiel

Das ÖBB-Management legt genau diese Ignoranz an den Tag: Mit 7. September 2009 wurde der Personenverkehr auf der Gesäusebahn eingestellt. Argumentiert wird dies mit zu geringen Passagieraufkommen und Einsparungsmaßnahmen. Für den bestehenden Güterverkehr bleibt allerdings die gesamte Schieneninfrastruktur erhalten. Die Kostenreduktion durch die Umstellung von Zug auf Bus ist daher relativ gering. Das Schienennutzungsentgelt, das sich die eine ÖBB-Tochter dadurch erspart, fehlt dafür der anderen Tochter. Für die Gesamt-ÖBB entpuppt sich dies als Nullsummenspiel.

Zerstückelt

Das Öffi-Angebot wird verschlechtert, die Fahrgäste werden zu mehr Umsteigen und längeren Reisezeiten gezwungen. Auch die ÖBB-Bediensteten haben längere Wege zu ihren neuen Arbeitsplätzen. Die ohnehin schon wirtschaftlich gebeutelte Stadt Eisenerz gerät weiter ins Abseits. Durch die Einstellung des Zugsverkehrs zwischen Kleinreifling und Selzthal wird die Ennstalstrecke zerstückelt, die Netzwirkung geht verloren. Der Nationalpark Gesäuse wäre durch die Bahn toll erschlossen. Dies fällt nun weg. Auch das regionale Zentrum Admont mit seinem Stift ist vom Bahnnetz ausgeschlossen und für den Tourismus dadurch weniger attraktiv.
Wo liegen die Alternativen? Die ÖBB argumentieren mit geringen Fahrgastzahlen. Die Strategie der Streckenschließung ist genauso defensiv wie der aktuelle Kahlschlag bei den Postämtern. Statt sich mit dem Status quo abzufinden, müsste die Bahn überlegen, wie sie neue Kunden gewinnen könnte. Dazu würde gehören:

  • Leicht merkbarer Taktfahrplan; zumindest in 2-Stunden-Intervallen.
  • Durchbindung der Züge, um lästiges Umsteigen zu vermeiden.
  • Gezieltes Marketing, sowohl bei der lokalen Bevölkerung, als auch gegenüber Urlaubern und Ausflüglern.
  • Anreize durch attraktive Tarife.
  • Genereller Ausbau des Schienennahverkehrs in der Steiermark.

Dr. Heinz Högelsberger ist umweltbewusster Bahnfahrer und Mitarbeiter der Gewerkschaft vida.