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Offener Brief

von
ÖVP-Gemeinderat Dr. Franz Häusler
Lantschern 124
8952 Aigen i.E.

an Frau
Bürgermeisterin Barbara Krenn
Gemeinde Pürgg-Trautenfels
Trautenfels 52
8951 Pürgg-Trautenfels

Juni/Juli 2009

Betreff: Artikel in „DA SCHAU HER” und Kreuzungsumbau Trautenfels

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin, liebe Barbara!

Ich hoffe, du hattest schon Zeit und Muse den überaus interessanten und fachkundigen Artikel „Der Ennsboden bei Trautenfels und seine naturräumliche Entwicklung seit 1860”, mit seinen eindrucksvollen Bildern, verfasst von Harald Matz, im letzten „DA SCHAU HER” zu lesen. Wenn nicht, würde ich dir das unbedingt empfehlen.

Bei mir hat dieser Artikel den Brief an dich ausgelöst. Vielleicht wirst du dich jetzt fragen: „Warum zum Kuckuck, was hat das mit mir zu tun”. Sehr viel sogar, davon bin ich fest überzeugt! Es ist erfreulich, dass du mit deiner Gemeindevertretung das kulturelle Erbe des Ortes Pürgg so gut verwaltest. Andererseits empfinde ich es als krassen Widerspruch, dass dieselben Personen zu den Kreuzungsplänen der Grazer Straßenplaner schweigen, ja, diese wahrscheinlich sogar gut heißen.

Es mag wohl eine Kombination von Weitblick der Gemeindevertretung, kultur‐ und traditionsbewusster Bevölkerung sowie beengten Raumverhältnissen gewesen sein, die dazu geführt hat, dass Pürgg in der Nachkriegs-Modernisierungswelle so erhalten blieb, wie es sich heute präsentiert. Pürgg bewahrte, was an anderen Stellen der Spitzhacke und dem Zeitgeist zum Opfer fiel. Und dieser Weitblick hat sich gelohnt und wohl auch deshalb kommen so viele Besucher nach Pürgg.

Sicherlich hast du dir den Vorabzug für die „Kreuzung Trautenfels” genauer angesehen oder gar schon Detailpläne. Ein Kreisverkehr mit 60 m Durchmesser, mehr als doppelt so groß wie der in Liezen. Und darunter eine Unterführung für die LB 320 auf 280 m Länge. Und das alles geschieht im Grundwasserbereich und zeitweiligem Überschwemmungsgebiet.

Dabei hätte man gerade in diesem Flecken Erde schon aus Fehlern der Vergangenheit lernen können. Den Hochwasserschutz des Grimmingbaches hat man nicht durch weiteren technischen Ausbau, sondern durch den Rückbau einigermaßen in Griff bekommen. Als seinerzeit der Grimmingbach ausgebaut wurde, werden wohl nur wenige daran gedacht haben, dass einmal die Zeit kommt, wo man im Rückbau die Lösung des Problems sieht. Im fernen Asien, in Südkorea und Japan, ereilt dieses Schicksal schon Autobahnen. Der Mensch erobert sich so – wie das Wasser im Grimmingbach – seinen Raum zurück.

Was sich auf der Planskizze noch als zarte Schraffur darstellt, wird sich in der Realität als beachtliche Böschung erweisen. Diese erhöhten Bereiche werden in der Landschaft wie die sprichwörtliche „Faust aufs Auge” wirken und sich als weithin hörbare Lärmquelle entpuppen. Wenn du das alles für übertrieben hältst, dann bitte ich dich, von Sallaberg aus einmal den Weg Richtung Hohenberg zu wandern. Da liefert die Umfahrung Stainach einen Vorgeschmack für die Lärmbelästigung, die sich vor allem für Unterburg ergeben wird.

Dieses Straßenprojekt wird das Landschaftsbild nachhaltig schädigen; es wird gewissermaßen die in Beton gegossene Ausfahrt zum Steirischen Kripperl. Dass ein im Zusammenhang mit diesem Projekt mögliches Gewerbegebiet all dieses aufwiegt, wage ich heftig zu bezweifeln. Dennoch bleibt die vage Hoffnung, dass dieses Projekt aus „später Einsicht” oder (wahrscheinlicher) „mangels Finanzierung” so nicht umgesetzt werden kann.

Trautenfels braucht eine Lösung, das soll nicht in Zweifel gezogen werden. Nur die von den Straßenplanern vorgeschlagene Lösung kommt offensichtlich aus der Schublade des 4‐spurigen Ausbauplans. Wenn man in anderen Gegenden Österreichs Verkehrslösungen aufmerksam anschaut, so z.B. auf der B 121 kurz vor Amstetten in Richtung Autobahn A1, oder gleich danach der Kreisverkehr B 121/B1. Dort funktioniert die Verteilung des sicherlich nicht geringeren Verkehrsaufkommens ohne Unterführung, weil die Rechtsabbieger vor dem Kreis ausgeleitet werden.

Universitätsprofessor Dr. Hermann Knoflacher, ein international anerkannter Verkehrsplaner, der seit 1970 Kreisverkehre lehrt und viele geplant hat, erklärte in seinem Vortrag in Gröbming: Er habe auf Grundlage der aktuellen Verkehrszahlen mittels anerkanntem Programm diesen Kreisverkehr gerechnet. Mit einem Durchmesser von max. 30 m und ohne Unterführung erreiche man aus allen Richtungen beste Verkehrsbedingungen. Was bezweckt man mit diesem überdimensionierten Projekt?

Die Westeinfahrt von Stainach am Verteilerkreis in Trautenfels beginnen zu lassen, ist unverständlich. Kommen doch gar nicht wenige Lkw-Züge von der A9 in Liezen zur Landmarkt KG. Diese müssen in Hinkunft auf der Umfahrungsstraße Stainach bis Trautenfels fahren, dort auf den Verteilerkreis und dann wieder zurück auf der Stainacher Zufahrt zum Betrieb. Nach Be- oder Entladung geht die Reise in die entgegengesetzte Richtung. Das soll eine vernünftige, durchdachte Lösung sein?

Das alles konnte nicht ohne die Zustimmung der Gemeinde Pürgg-Trautenfels geschehen. Beachte bitte: Eure Entscheidungen werden einmal an jenen Gemeindevertretern gemessen, die vor Jahrzehnten den bereits aufgezeigten Weitblick hatten. Reinhold Messner sagte kürzlich im Fernsehen: „Wo der Verkehr endet beginnt der Fremdenverkehr”. Und frage einmal deine Gäste, ob sie wegen einer schnellen Zufahrt oder vielleicht doch aus anderen Gründen kommen. Aber frage dich auch selbst, warum sich die Salzkammergut-Tourismusbetriebe so massiv für eine 7,5 Tonnagebeschränkung einsetzen.

Vielleicht denkst du dir jetzt, „dieser Narr versteht einfach die Zeit nicht mehr”. Auf diesen (möglichen) Einwand will ich vorab eine Antwort geben: Sollte ich Unrecht haben, so macht das gar nichts, es laufen so viele Narren herum, dass es auf einen mehr nicht ankommt. Wenn ich aber Recht haben sollte, dann wird bald einmal eure jetzt noch scheinbare Unterstützung in der Bevölkerung umschlagen und sich gegen euch richten. Das gilt aber auch für die Politiker der Region, die Politik generell und geht weit über unser Straßenproblem hinaus. Anzeichen für dieses Verhalten einer Gesellschaft gibt es in den westlichen Demokratien bereits. Im Gefolge der Finanz- und Wirtschaftskrise kündigt sich die Sozialkrise bereits an. Keinesfalls bin ich der erste und einzige, der diese Gefahr sieht. Die Vertreter der politischen Parteien sollten auch die jüngst erschienene „Wertestudie” lesen und darüber nachdenken. Im „Vertrauensindex in Institutionen” sind politische Parteien weit abgeschlagen an letzter Stelle!

Natürlich war die oben zitierte Arbeit nicht der alleinige Grund, wohl aber der Auslöser für meine Reaktion. Und ich wünsche mir und uns allen, dass du und deine Gemeindevertretung dem angeführten Artikel gebührende Beachtung schenkt und über dessen Ausführungen, aber auch meine Darlegung, nachdenkt.

Mit freundlichen Grüßen

Franz Häusler

Offener Brief als PDF (63 KB)
So soll die Kreuzung in Trautenfels umgebaut werden