Zukunft Ennstal – ARGE Intermodale Verkehrsplanung

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Österreich, Land der Raser

Wenig Disziplin durch milde Strafen: Österreich fährt bald in einer Liga mit Osteuropa und Griechenland. Die Zahl der Verkehrstoten sinkt nur langsam. Heimische Lenker schneiden im Europa-Vergleich schlecht ab.

In Teilen Polens, Griechenlands und im Baltikum ist es noch schlimmer als in Österreich. In der Zentralslowakei und im Großraum Bukarest gibt es vergleichsweise weniger Verkehrstote als in Niederösterreich.

Österreich droht bei der Verkehrssicherheit zu einem Entwicklungsland zu mutieren. Mehrere europaweite Statistiken bestätigen das. Obwohl es heuer mit rund 630 Verkehrstoten so wenige Opfer wie noch nie geben dürfte und dies bald wieder als toller Rekord dargestellt werden wird, fällt die Alpenrepublik im Länder-Ranking weiter zurück.

Selbst einstige Problemländer sind längst vorbeigezogen. In den vergangenen sechs Jahren haben etwa Spanien, Frankreich oder Portugal die Todesrate beinahe halbiert, Österreich hingegen hat gerade einmal 28 Prozent Minus geschafft – so viel wie etwa die baltischen Staaten oder Slowenien allein im vergangenen Jahr.

Hauptunfallursache: Hohe Geschwindigkeit

Sind Österreichs Autofahrer wirklich so schlecht? Eindeutig nein, allerdings ist die Disziplin miserabel, so der einhellige Tenor der Verkehrsexperten. Schnell gefahren wird, weil es ohnehin jeder macht und die Strafen im Europavergleich gering sind.

In Norwegen beispielsweise kostet ein km/h zu viel den gleichen Straftarif wie satte 39 km/h Überschreitung in Österreich. „Die Verkehrsminister der vergangenen Jahre haben vor allem sehr viel Papier produziert. Da war mehr Verpackung als Inhalt dabei”, kritisiert Gregor Bartl, der 60 Publikationen über Verkehrssicherheitsthemen geschrieben hat. In anderen Ländern hingegen wurden harte Sanktionen ergriffen: Punkteführerschein und Haftstrafen für Raser in Spanien, drakonische Geldbußen in Portugal und Italien oder 1500 mobile Überwachungskameras in Frankreich – und das ist nur eine Auswahl.

Gleichzeitig wurde in Österreich Tempo 160 auf der Autobahn getestet. Und ein Landeshauptmann, der betrunken in den Tod raste, wurde zum Opfer hochstilisiert. Licht am Tag wurde wieder abgeschafft – obwohl 21 andere Länder in Europa vom Nutzen dieser Maßnahme absolut überzeugt sind.

Die Alpenrepublik hat außerdem die großzügigsten Tempolimits im (besonders unfallträchtigen) Freiland. Nur noch in zwei weiteren von 31 Staaten dürfen dort 100 km/h gefahren werden.

Nirgendwo sonst darf auf einem Karrenweg mit derart hohem Tempo gebolzt werden. Deshalb ist es kein Wunder, dass gerade Niederösterreich mit seinem weitläufigen Landesstraßennetz so schlecht liegt.

Einen echten Punkteführerschein haben 13 europäische Länder, viele davon erst seit einigen Jahren. Hierzulande gibt es ihn bis heute nicht, der Versuch eines Punkteführerschein-light wurde, wie kürzlich berichtet, zum Flop.

Dafür hat Österreich als einziges Land Erleichterungen umgesetzt – Moped ab 15 und Autofahren ab 17. Die Sanktionen bei niedrigen Alkoholvergehen bis 0,8 Promille wurden aufgeweicht. Als Verstärker wirken die mangelnden Polizeikontrollen. „Die Aggressionsdelikte werden überhaupt nicht mehr bestraft, eine Überwachung gibt es de facto nicht”, meint Bartl. Diese würde vor allem maschinell mittels Radarboxen abgewickelt werden. „Die Mehrheit der Bevölkerung will aber eine verstärkte Überwachung – allerdings vor allem der anderen”, so Bartl. „Wir müssen aber immer häufiger Einbrecher jagen, für Verkehrskontrollen bleibt weniger Zeit”, gibt ein Verkehrspolizist hinter vorgehaltener Hand zu. Dass in vielen Bezirken nachts nur eine Funkstreife Dienst tut, verschärft die Lage außerdem.

Dazu kommt, dass die zuständigen Ministerien (Inneres, Verkehr) meist von unterschiedlichen Parteien geführt sind und im (Wahl-) Kampf rivalisieren.

Die Chance, auf dem nächsten Straßenkilometer in einen Unfall zu geraten, ist in Österreich jedenfalls um rund 350 Prozent höher als in den skandinavischen Ländern.

Wer Rennbahnen baut,
wird Rennfahrer ernten

Weltweit fordert das Automobil inzwischen rund 1,2 Millionen (1.200.000) Todesopfer pro Jahr. Das Sicherheitsargument wird allerdings gern dafür mißbraucht, die öffentliche Meinung für neue Straßenbauten zu begeistern. Doch neue Straßen und Autobahnen lösen das Sicherheitsproblem nicht, sondern verschärfen es sogar noch, weil die Schaffung von mehr Straßenraum gewöhnlich zu noch stärkerer Fahrzeugnutzung verführt. Dass durch Straßenausbau der Autoverkehr zunimmt, ist ein gerne ignoriertes Faktum. Mehr Autoverkehr erzeugt auch mehr riskante Situationen. So tragen viele vermeintliche „Verklehrslösungen” zu einer Verschärfung der Probleme bei.

Wie Menschen sich im Straßenverkehr verhalten, hängt immer auch von den Umgebungsbedingungen ab. Wer Rennbahnen baut, wird Rennfahrer ernten – und Unfälle: Zu hohe Geschwindigkeit ist laut Kuratorium für Verkehrssicherheit die Unfallursache Nr. 1, besonders bei Unfällen mit Todesfolge.

Nicht nur aus Sicherheitsgründen, auch wegen der dramatischen Klimaerwärmung und deren absehbaren ökologischen und sozialen Folgen ist es daher höchste Zeit, den motorisierten Individualverkehr zu beschränken und stattdessen den öffentlichen Verkehr auszubauen.

Quellen: Kurier; Zukunft Ennstal; Oktober 2009

Opfer der Motorisierung Versuch einer konkreten Schätzung (PDF, 98 KB)