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Moreau

Mit der Sonne weg vom Öl

Prognosen sagen uns, wie die Zukunft werden könnte. Je nachdem, wie eine Prognose ausfällt, kann man anschließend geeignete Maßnahmen ergreifen, um eine erwünschte Entwicklung zu fördern oder eine unerwünschte Entwicklung abzuschwächen oder zu verhindern. Werden jedoch falsche Daten und Annahmen zugrunde gelegt, wird auch die Prognose falsch sein. Die daraus abgeleiteten (oder unter-lassenen) Maßnahmen können dann enormen Schaden anrichten.

Ein wahres Schmuckstück in meiner Sammlung von Prognosen ist die Titelseite der „Steirischen Wirtschaft“ vom 10. September 2004. Die Schlagzeile dieser Ausgabe Nr. 30 des Zentralorgans der Wirtschaftskammer lautete: „Erdöl für 250 Jahre – kein Engpass bei Rohstoffen!”

Im Innenteil jubilierten dicke schwarze Lettern: „Die Zukunft tendiert in Richtung rosig”. Sodann wurde erklärt, „Grenzen des Wachstums” ließen „sich weltweit betrachtet nicht zuletzt auf Grund der Globalisierung mit freiem Auge nicht feststellen”.

„Die Wahrheit sei”, zitierten die Kammerredakteure den neoliberalen Ökonomen Carl Christian von Weizsäcker, „Erdöl wird zu heutigen Preisen für mindestens 250 Jahre reichen”.

„Heutige Preise”, das waren damals, 2004, so um die 40 Dollar pro Barrel. Nicht 250 Jahre, sondern nur knapp vier Jahre später, Mitte Juni 2008, hat der Ölpreis allerdings bereits an der 140 Dollar-Marke gekratzt, Tendenz – weiter steigend.

Der Ölpreis ist ein komplexes Gebilde angebots- und nachfrageseitiger Einflussfaktoren. Nicht nur Spekulationsgeschäfte treiben seinen Kurs in die Höhe, der langfristige Preisauftrieb ist vielmehr ein Indikator für tatsächliche und zu erwartende Engpässe bei fossilen Energieträgern. Da Erdöl ein nicht-erneuerbarer Rohstoff ist, wird mit fortschreitender Ausbeutung die Begrenztheit der Vorkommen bestimmend für den Preis.

Wer bloß nach billigerem Treibstoff ruft, könnte leicht übersehen, dass die derzeitigen Vorgänge auf dem Ölmarkt die ersten deutlichen, auch für Laien wahrnehmbaren Signale einer epochalen Wende sind. Unser energieintensiver Lebensstil beruht allein auf (billigem) Erdöl. Peak Oil und der folgende steile Abfall der Förderraten, der sich zuerst in steigenden Preisen spiegelt, markiert den Anfang vom Ende des Ölzeitalters – und unserer derzeitigen (unökologischen, klimaschädlichen) Art zu wirtschaften. Was das in der Praxis bedeutet und welche teils blutigen Konsequenzen daraus folgen können, kann man sich gar nicht klar genug machen. Es wird kein Stein auf dem anderen bleiben. Zwar sind Maßnahmen zur Abfederung preisbedingter sozialer Härten durchaus angebracht; auch die Einführung einer Steuer auf Finanztransaktionen, die kurzfristige spekulative Geschäfte auf den Rohstoffmärkten verteuern und eindämmen würde, macht Sinn; weitaus wichtiger wäre allerdings ein langfristiger Stufenplan zum (ökologischen, klimafreundlichen) Umbau der gesamten Wirtschaft – mit der Sonne weg vom Öl.

Zuerst erschienen in: AKTIVplus Nr. 121/122, Juli/August 2008

 

Titelseite "Steirische Wirtschaft" 10.9.2004

Von der Realität widerlegt: Wirtschaftskammer-Prognose, 2004