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Manfred Prisching

Öldämmerung:
Nichts verstanden

Was soll die Diskussion um den Ölpreis? Wir wissen es seit mehr als 30 Jahren. In meinem Zimmer stehen zwei Meter Bücher aus den 70er Jahren, in denen alle Szenarien vorausgesagt wurden. Alles bekannt. Und jetzt wollen sich alle wundern.

Jeder weiß, dass das Ölangebot begrenzt ist; dass der Höhepunkt der leicht zugänglichen Förderungsmöglichkeiten gerade überschritten wird; dass die Sache im Großen und Ganzen in 20, 30 Jahren ausgestanden sein wird. Jeder weiß, dass die (ziemlich unflexible) Nachfrage nach Öl steigt, in den Industrieländern und in den asiatischen Boom-Ländern. Nachfrage steigt; Angebot stagniert, sinkt, nähert sich der Erschöpfung: Das bedeutet Preissteigerung. In weiterer Folge sogar Preisexplosionen. Das ist auch vernünftig, denn dann bleiben wenigstens die letzten Reserven für die wirklich hochwertigen Verwendungen: optimale Allokation.

Was also soll das Gejammere über steigende Benzinpreise? Ölspekulationen spielen eine Rolle, aber Sie ändern nichts am längerfristigen Verlauf. Benzin wird teurer: zwei Euro der Liter; dann vier und sechs Euro. Selbstverständlich. Nur eine Frage der zeitlichen Verläufe und der Substitute. Es wären alle Lehren der Ökonomie falsch, wenn es anders käme.

Einstweilen spielen sich jene auf, die nichts begriffen haben. Landeshauptleute, die nach Preisregulierung rufen – um den Weltmarkt erzittern zu machen! Sozialbesorgte, die nach einer Steuerreduktion verlangen – als ob ein paar Dutzend Cent mehr oder weniger etwas ändern würden! Pendlervertreter, welche die Dramatik nicht begriffen haben – dass sie nämlich keine Chance haben!

Es ist eine Gespensterdiskussion. Jeder weiß, dass die Politik drei Jahrzehnte verschlafen hat. Ein Jahrzehnt können wir vielleicht noch weiter schlafen, bis ins komplette Desaster.

Manfred Prisching ist Professor für Soziologie an der Universität Graz. Der Kommentar ist zuerst in DIE FURCHE erschienen (Juni 2008).