10. März 2008, ORF Steiermark
Seit Jahrzehnten wird über eine Straßenverbindung durch das Ennstal gestritten. Am Montag machte das Land einen neuen Anlauf für eine Schnellstraße: Verkehrslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder (ÖVP) präsentierte zwei neue Trassen-Varianten.
Es ist eine unendliche Geschichte, die die Menschen im Ennstal seit Jahrzehnten in zwei Lager teilt. Seit 1971 wird über den Ausbau der Straßenverbindung durch das Ennstal gerungen. Die politisch favorisierte Streckenführung, die sogenannte „ennsnahe Trasse”, scheiterte letztendlich am Widerstand von Naturschützern, die eine Zunahme des Transits befürchten.
Einen neuen Anlauf nahm am Montag Verkehrslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder mit der Präsentation von zwei Trassenvarianten, von den die sogenannte „Mittlere” im Frühjahr den politischen Instanzen des Landes zum Beschluss vorgelegt werden soll. Die „vierstreifige Straße” soll sich eng an die ÖBB-Bahntrasse anlehnen und nördlich der Enns verlaufen.
Die vorläufige Kostenschätzung kommt der Landesrätin zufolge auf rund 400 Mio. Euro. Die Strecke vom Knoten Selzthal westwärts Richtung Kreuzung Pürgg-Trautenfels ist rund 14,5 Kilometer lang und wird bei Teilen Liezens und Wörschachs als Unterflurtrasse geführt, weiters kommt eine sogenannte Einhausung dazu.
Die alte B320 solle bestehen bleiben, die Betreiberschaft könnte bei der ASFINAG liegen, auch wäre die Strecke als Mautstrecke zu führen, für die die Vignette bzw. das Go-Box-System für Lkw gelten soll. Edlinger-Ploder sagte, sie habe Verkehrsminister Werner Faymann (SPÖ) vor einem Jahr gebeten, diesbezüglich mit der Straßen-Gesellschaft zu sprechen, diese sei nicht abgeneigt. 17 Varianten standen zur Wahl.
Es sei darum gegangen, eine „leistungsfähige Strecke für die regionalwirtschaftliche Entwicklung des Bezirks” zu schaffen, erklärte die Landesrätin. Aus dem Auswahlverfahren aus 17 Varianten seien zwei übergeblieben. Die mittlere Variante habe den Vorteil gegenüber der südlichen, dass sie das Ennstal nicht weiter durchschneide.
Bei optimalem Ablauf wäre 2016 Baubeginn, 2018 Fertigstellung. Anfang April solle es einen Landesregierungsbeschluss dazu geben, gefolgt von einem Landtagsbeschluss. Über die ASFINAG erfolge die Umweltverträglichkeitserklärung (UVP) dann die Naturverträglichkeitsprüfung. Den Abschluss würden Ausschreibung und Bau bilden. „Wir werden viel Kommunikation brauchen.”
Die Verkehrslandesrätin räumte trotz offenem Planungsprozess mit versuchter Einbindung der Bevölkerung von von NGO ein, dass das Projekt bei der Realisierung „mit einem gewissen Risiko behaftet” sei. Im Mai 2008 solle es eine Planungsausstellung vor Ort geben: „Wir werden viel Kommunikation brauchen”, so die Landesrätin.
„Ich kenne eine sehr klare Aussage der Bürgerinitiativen, dass jedweder Versuch über einen zweistreifigen Bestandsausbau hinaus, mit allen Mitteln bekämpft wird – das ist zur Kenntnis zu nehmen”, so Edlinger-Ploder.
Im Ennstal formiert sich massiver Widerstand gegen die geplante vierspurige Umfahrungsstraße von Liezen. Die Unterflurtrasse würde nur wenige Meter von einem Siedlungsgebiet entfernt vorbeiführen.