Zukunft Ennstal – ARGE Intermodale Verkehrsplanung

Verein NETT • Nein Ennstal Transit Trasse
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1. Februar 2008, Der Ennstaler

Nein zu Autobahn und
Ja zu B 320-Bestandsausbau 1)

„Zukunft Ennstal” präsentierte Ergebnis der Verkehrsbefragung.

Mit fünf notwendigen Anmerkungen der ZUKUNFT ENNSTAL-Redaktion

Die „ARGE Intermodale Verkehrsplanung – Zukunft Ennstal”, sprach am Donnerstag vergangener Woche in Gröbming von einem Erdrutsch-Ergebnis und meinte damit wohl in erster Linie den für eine so umfangreiche und aufwändige Befragung hohen Rücklauf von knapp über 20 Prozent der ausgegebenen 11.400 Fragebögen.

Die relativ hohe Rücklaufquote bedeutet auch, die Aussagen in den Fragebögen – geäußert von 2.360 Bürgerinnen und Bürgern 2) – zumindest zu respektieren, auch wenn darin von Kritikern berechtigterweise einige suggestive 3) Fragestellungen festgestellt wurden. Neben dem großen Interessenten- und Sympathisantenkreis waren von Seiten der Politik mit den SP-Mandataren NAbg. Anita Fleckl und LAbg. Ewald Persch auch mehrere Bürgermeister der Region sowie das Oberhaupt der Gastgeber-Gemeinde Gröbming, Alois Guggi, gekommen.

Nach den gängigen Bewertungskriterien, die von Meinungsforschen als repräsentativ angesehen werden, gelten die ausgewerteten 2.360 Fragekataloge ausreichend als Spiegel des Meinungsbildes der 11.400 mit Frageunterlagen beteilten Haushalte. Die Präsentation durch Univ.Prof. DI Dr. Hermann Knoflacher beinhaltete verständlicherweise eine Fülle wissenschaftlicher Parameter, deren Aussagen sicher erst nach genauerem Studium der gesamten Auswertung transparent werden. Mehrere Eckpunkte waren jedoch kurzfristig aus dem Knoflacher-Untersuchungsergebnis herauszulesen.

So sprechen sich beispielsweise 83 Prozent der Befragten für ein LKW-Nachtfahrverbot aus und sogar 90 Prozent plädieren für das von der Initiative Zukunft Ennstal geforderte 7,5 Tonnen-Limit für Durchzugs- und Transit-LKW. 75 Prozent der Befragten fordern einen durchgängigen Bestandsausbau der B 320 und 78 Prozent lehnen eine vierspurige Schnellstraßen- oder Autobahnvariante zwischen der A 9 bei Liezen und der A 10 beim salzburgischen Altenmarkt ab. 83 Prozent Zustimmung fände ein Nachtfahrverbot für LKW auf dieser Strecke.

In seiner Stellungnahme zum Ergebnis ließ Ewald Persch als derzeitiger Vorsitzender des regionalen Planungsbeiates verlauten, dass er diese Ergebnisse in der nächsten Zusammenkunft des Gremiums vortragen werde. 4)

Bürgermeister Alois Guggi brachte ein Zustandsbild zu Gehör, das er bei seinem Gehen auf dem Jakobsweg nach Compostela als Augen- und Ohrenzeuge erfuhr, wonach die Orte entlang neuer Autobahnen total veröden und vom Aussterben bedroht seien.

Neben den Fragen zur Verkehrssituation fanden sich, zugehörig zur Intermodalen Verkehrsplanung, auch Aussagen zur Infrastruktur der Orte als Nahversorgungspunkte. Darin wurde der Förderung von Ansiedlungen neuer Supermärkte an Ortsrändern eine klare Absage erteilt. Den Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung in den Ortskernen und der Förderung lokaler Klein- und Mittelbetriebe gaben die Befragten dagegen hohe Wertigkeit.

Im Rahmen der Präsentation kamen auch „Ennstaler Zukunftsaktien” zur Versteigerung, die einen Erlös von 1.000 Euro für die Initiative „Zukunft Ennstal” erbrachten. Leider fehlten im Kreis der Zuhörer kompetente Vertreter der Wirtschaft und des Verkehrsgewerbes, die bestimmt im Gröbminger Kultursaal zur rechten Zeit und am rechten Platz ihre Argumente hätten einbringen können. 5)

Anmerkungen der ZUKUNFT ENNSTAL-Redaktion:

1) Die Zustimmung zum Bestandsausbau bzw. zur Bestandsverbesserung muss in Zusammenhang mit anderen Umfrageergebnissen gesehen werden, wie z. B. der hohen Zustimmung zu einem 7,5 Tonnage-Limit für Durchzugs-Lkw (88%) oder einem Nachtfahrverbot für Lkw (81%). Diese Wünsche der Bevölkerung und ebenso die mit 71% sehr hohe Ablehnung einer vierspurigen Autobahn oder Schnellstraße schränken den Interpretationsspielraum zugunsten eines exzessiven Bestandsausbaues ein. Die Befragungsergebnisse deuten klar darauf hin, dass eine Verbesserung des Verkehrsflusses gewünscht wird. Sie besagen aber ebenso klar, dass eine „Autobahn durch die Hintertüre” durch Bestandsausbau nicht gewünscht wird. Apropos Verkehrsfluss: Die Umsetzung eines 7,5 Tonnage-Limits und eines Lkw-Nachtfahrverbotes, wie sie von der Bevölkerung mehrheitlich gewünscht werden, würden sowohl den Verkehrsfluss als auch die Verkehrssicherheit schlagartig optimieren – und das ohne jede bauliche Veränderung. Darüber hinaus würde dies neben den positiven Effekten für die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen auch eine sofortige Entlastung für die Nerven der Autofahrer mit sich bringen. Da der Ziel- und Quellverkehr von den Fahrverboten ausgenommen wäre, würde – entgegen den Behauptungen der Wirtschaftskammer – auch kein Schaden für die regionale Wirtschaft entstehen. Die Wirtschaftskammer konnte bisher noch nicht erklären, was Lkws, die nichts anderes tun als durchfahren, der einheimischen Wirtschaft bringen sollen.

2) Nicht 2.360 Bürgerinnen und Bürger haben den Fragebogen ausgefüllt und retourniert, sondern 2.360 Haushalte. Haushalte bestehen in der Regel aus mehreren Personen.

3) „Kritiker”, heißt es in dem Artikel, hätten „berechtigterweise einige suggestive Fragestellungen festgestellt”. Dazu folgendes: Der Fragebogen ist im ersten Teil international standardisiert; darin wurden nur die zurückgelegten Wege, Verkehrsmittel etc. aller Haushaltsbewohner am Erhebungsstichtag ermittelt. Das schließt Suggestivfragen grundsätzlich aus. Der zweite Teil des Fragebogens ist ebenfalls standardisiert, allerdings wurde dieser Teil leicht überarbeitet und soweit nötig auf die Bedürfnisse der Region abgestimmt. Zu dieser Überarbeitung, die im Rahmen eines Workshops am Freitag, 20. April 2007, im Gasthof Häuserl im Wald in Mitterberg stattfand, wurden alle Interessensgruppen schriftlich eingeladen, (Zitat) „ihre Anliegen ein(zu)bringen und auf diese Weise den Fragebogen mit(zu)gestalten.” (E-Mail von DI Frey, Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, TU Wien, Sendedatum: 5. April 2007). Die im Artikel erwähnten, aber nicht namentlich genannten „Kritiker” scheinen diesen Termin nicht wahrgenommen zu haben. Stattdessen äußern sie nun angeblich „berechtigte” Kritik an angeblich vorhandenen „Suggestivfragen”, ohne diese angeblichen „Suggestivfragen” konkret zu benennen. Liebe „Kritiker”: Wir würden uns etwas konkretere Aussagen wünschen. Der bloße Wille, das Befragungsergebnis klein zu reden oder schlecht zu machen, reicht nicht aus.

4) LAbg. Ewald Persch hat versprochen, sich dafür einzusetzen, dass Prof. Knoflacher das Ergebnis der Befragung und die Ergebnisse der bisherigen Arbeit vor dem Planungsbeirat vortragen kann.

5) Es wäre in der Tat hilfreich und wünschenswert, wenn manche „Kritiker” regelmäßig an den Bürgerversammlungen teilnehmen würden. Das würde helfen, Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen. Auftauchende Fragen könnten sofort diskutiert und geklärt werden.