Zukunft Ennstal – ARGE Intermodale Verkehrsplanung

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25. Jänner 2008, Kleine Zeitung

Ennstal: „Ja zu Bestandsausbau und 7,5-Tonnen-Limit”

Die Ergebnis der von den Bürgerinitiativen gestarteten Umfrage liegt vor: Keine vierspurige Variante und ein klares Nein zu Transit- und Nacht-Lkw.
Von Christian Huemer

Mit einer notwendigen Anmerkung der Zukunft Ennstal-Redaktion.

„Bitte noch 30 Jahre planen, dann löst sich das Problem von selbst.” Das war einer der launigen Kommentare auf den Fragebögen zum Thema Verkehrslösung im Ennstal. Im letzten Halbjahr wurden quer durch alle Gemeinden die Bögen verteilt und ausgewertet. Jetzt hat man in der Gröbminger Festhalle vor knapp 200 Leuten das Ergebnis präsentiert.

Rücklaufquote

„Die Rücklaufquote war mit über 20 Prozent sehr hoch”, erklärt Univ.-Prof. Hermann Knoflacher, der mit seinem Team diese umfassende Studie leitet. Von insgesamt 18 Ennstaler Gemeinden habe man brauchbares Datenmaterial erhalten, das nur mehr einer sehr geringen Schwankungsbreite unterliegt. „Die Ennstaler wissen offenbar ganz genau, was sie wollen”, stellte Knoflacher die wesentlichen Ergebnisse vor: „Der Neubau einer vierspurigen Schnellstraße oder Autobahn wird abgelehnt (Durchschnitt 78 Prozent), die Mehrheit wünscht sich einen Bestandsausbau. Allerdings unter der Voraussetzung, dass auch ein 7,5-Tonnen-Limit für Transit-Lkw kommt (90 Prozent).”

Nachtfahrverbot

In vielen Gemeinden tritt die Mehrheit auch für ein Nachtfahrverbot für Lkw ein (83 Prozent). „Die in der Umfrage ermittelte gefühlte Lärm- und Emissionsbelästigung deckt sich voll und ganz mit unseren Messungen. Gerade in der Nacht liegen die Werte weit über den Luftgüte-Standards, die in qualitätsvollen Tourismusregionen gelten”, so Knoflacher, der auf Referenzprojekte verweist. „Auch durch die Wachau wollte man eine leistungsfähige Straße bauen. Das konnte verhindert werden und heute ist die Region Weltkulturerbe.”

Schlagseite

Für LAbg. Ewald Persch haben die Daten aus der Umfrage unter Umständen auch eine leichte Schlagseite: „Noch lieber wäre es mir gewesen, wenn etwa eine Telefonumfrage gemacht worden wäre. Beim Rücklauf der Fragebögen dominieren nämlich vermutlich jene, die gegen eine Autobahn sind.” Er werde sich jedoch dafür einsetzen, dass die Ergebnisse aus der Umfrage in dem regionalen Planungsbeirat mitberücksichtigt werden.

ANMERKUNG der ZUKUNFT ENNSTAL-Redaktion:

Eine „Telefonumfrage”, wie sie der LAbg. Ewald Persch (erstmals) bei der Präsentation der Ergebnisse in Gröbming vorgeschlagen hat, ist nicht in der Lage, eine schriftliche Befragung mit einem 20-seitigen, international millionenfach bewährten Fragebogen mit teils komplexen Fragestellungen, die beim Ausfüllen einiges Nachdenken erfordern, zu ersetzen.

Dazu kommt, dass die Hälfte des Fragebogens der Erhebung des Ist-Zustandes der Mobilität gewidmet war. Dabei musste jeder Haushaltsbewohner am Tag der Befragung seine Wege und die Weglängen, die verwendeten Verkehrsmittel, die zurückgelegten Entfernungen, das transportierte Gewicht usw. aufzeichnen. So etwas ist telefonisch nicht zu bewerkstelligen. Der Einwand des Abgeordneten, ihm sei eine Telefonumfrage „lieber gewesen”, deutet darauf hin, dass er mit den Modalitäten, Möglichkeiten und Grenzen der verschiedenen Formen der Daten- und Meinungserhebung nicht vertraut ist. Telefonumfragen können ein momentanes, in der Regel allerdings eher oberflächliches Stimmungsbild, aber kein so umfassendes und tiefenscharfes Datenmaterial liefern wie eine ausführliche schriftliche Befragung.

Wie aus der Sozialpsychologie und Kommunikationsforschung bekannt, sind Menschen eher bereit, ihre wahre Meinung zu äußern, wenn ihre Anonymität gewahrt bleibt. Dies ist bei Telefonumfragen, aber auch bei persönlichen Befragungen mit Interviewer erwiesenermaßen weniger der Fall. Die Verkehrsbefragung Ennstal erfolgte schriftlich und anonym und garantiert daher ein Höchstmaß an Wahrhaftigkeit in den Aussagen.

Die Haushaltsfragebögen waren zum Stichtag 4. Oktober 2007 allen Bürgerinnen und Bürgern ungeachtet ihrer Parteizugehörigkeit zur Verfügung gestanden, die Teilnahme an der Befragung erfolgte freiwillig. Bei der großen Verkehrsbefragung Ennstal, an der 26 Gemeinden beteiligt waren, wurde erstmals in der langen Ennstaler Verkehrsdiskussion die Bevölkerung um ihre Meinung gefragt. Die jahrzehntelange Missachtung der Meinung der Bevölkerung seitens der Politik ist einer, vielleicht sogar der wichtigste Grund dafür, warum bis jetzt keine Lösung zustande kommen konnte. Im Gegensatz zur obrigkeitlichen Strategie, die Bevölkerung nicht in die Planung einzubinden, lautet der Leitsatz von Prof. Knoflacher, der die Intermodale Verkehrsplanung für das Ennstal fachlich begleitet, dass man nur mit den Bürgerinnen und Bürgern planen kann, weil diese auch mit den Lösungen leben müssen. Darum begrüßen wir das Versprechen des LAbg. Ewald Persch, sich für die baldige Vorstellung der Ergebnisse der großen Ennstaler Verkehrsbefragung im Regionalen Planungsbeirat einzusetzen. Setzt das Land Steiermark seine Projektierung einer neuen (vierspurigen) Straße durch das Ennstal fort, so geschieht das gegen den erklärten und dokumentierten Willen der Bevölkerung. Dasselbe gilt für die Blockadehaltung gegenüber einem 7,5 Tonnage-Limit und einem Lkw-Nachtfahrverbot für den Durchzugsverkehr.