Zukunft Ennstal – ARGE Intermodale Verkehrsplanung

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23. November 2008, Pressemitteilung

Ergebnisse der Intermodalen Verkehrsplanung Ennstal

Am Freitag, dem 21.11.2008, luden die Ennstaler Bürgerinitiativen erneut zu einer Veranstaltung mit Univ. Prof. Dr. Hermann Knoflacher vom Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der Technischen Universität Wien, diesmal ins Kulturhaus in Liezen, ein. Trotz heftigen Schneetreibens waren Ennstaler von Altenmarkt bis Hall gekommen. Neben zahlreichen Bürgerinitiativenvertretern waren auch Bgm. Rudolf Hakel von Liezen, Bgm. Raimund Hager von Aigen und der LAbg. der Grünen, Lambert Schönleitner, vertreten.

Von Waltraud Mitteregger

Univ. Prof. H. Knoflacher präsentierte eine Gesamtschau der bisherigen Ergebnisse der Intermodalen Verkehrsplanung Ennstal, die auf dem umfangreichen Datenmaterial der größten Ennstaler Verkehrsbefragung vom 4. Oktober 2007 basiert, an der sich Haushalte aus 26 Ennstaler Gemeinden beteiligt haben (Beteiligung in über 7 Gemeinden von 22 bis 59%). Mit wissenschaftlich anerkannten Berechnungsmodellen führte Univ.Prof. H. Knoflacher in einer Powerpointpräsentation eindrucksvoll vor, welche Auswirkungen ein vierspuriger Schnellstraßen-/Autobahnausbau von Liezen bis Trautenfels auf das gesamte Ennstal, das Ausseerland und das angrenzende Bundesland Salzburg hätte:

Dem Langstrecken-LKW-Schwerverkehr würden Tür und Tor geöffnet, er würde massiv zunehmen und weiteren Verkehr besonders aus dem Osten Europas, aus Ungarn, Kroatien und der Türkei anziehen.

Vierspurige würde auch das Ausseerland schwer beeinträchtigen

Beim Bau einer weiteren, vierspurigen Straße würden mit der Bundesstraße insgesamt 6 Spuren von Liezen bis Trautenfels führen, deren Verkehrskapazität von mehr als 120.000 Fahrzeugen pro Tag (dagegen Werte vom 13.6.2007: 13.184 PKW, 76,8%, 3.064 LKW, insgesamt 23,2%, davon 817 LKW bis 7,5 T und 2.247 LKW- und Sattelzüge) kann auf 2 Spuren im oberen Ennstal und ins Ausseerland – auch bei fallweisen Überholspuren – nicht weitergeführt werden. Es würde daher ein enormer Druck entstehen, die vierspurige Straße durch das obere Ennstal weiterzubauen. Auch finanziell hätte es für die Asfinag keinen Sinn, eine vierspurige Straße als „Blinddarm” nur bis Trautenfels zu bauen, da die Strecke dann nicht entsprechend bemautet werden könnte.

Asfinag: Ohne Investitionskosten höhere Einnahmen

Wenn andererseits der Schwerverkehr ab 7,5 Tonnen mit Ausnahme des regionalen Ziel- und Quellverkehrs gleich in Radstadt und Liezen auf die Autobahn geleitet werden würde, hätte die Asfinag ohne Investitionskosten auf der Stelle höhere Einnahmen.

Aufgrund der hohen Lärmbelastung an der B 320, die Tag und Nacht die Grenzwerte weit überschreitet, und der daraus folgenden Gesundheitsbelastung, ist die Behörde nach § 43 der Straßenverkehrsordnung verpflichtet, Fahrverbote bzw. Tonnage-Limits für den Schwerverkehr zu verhängen. Damit könnte der größere Teil des Verkehrsproblems im Ennstal auf der Stelle und ganz kostengünstig gelöst werden.

Der Anteil des LKW-Schwerverkehrs beträgt im Ennstal am Tag bereits über 16%, in der Nacht über 32%. Der Anteil des Langstreckenverkehrs liegt im Bereich Mandling bei über 70% und die Belastung steigt laufend weiter! Dieser Verkehr gehört auf die Autobahn und langfristig auf die Schiene.

Eindeutiger Auftrag

71% der Bevölkerung votierten in der Haushaltsbefragung gegen einen Neubau einer 4-spurigen Schnellstraße und Autobahn, 81% traten für ein LKW-Nachtfahrverbot und 88% für ein 7,5 Tonnage-Limit mit Ausnahme des Ziel- und Quellverkehrs auf der B 320 ein. Univ. Prof. H. Knoflacher: „Dieses Votum ist ein eindeutiger Auftrag an die Politik, den sie nicht in den Wind schlagen kann. Es gibt für die Politiker auf Bezirks- und Landesebene nur zwei Alternativen: Entweder sie wollen das Ennstal erhalten oder sie wollen es zerstören.”

Beispielhaft

Weitere Vorschläge der Intermodalen Verkehrsplanung für eine Verkehrslösung im Ennstal sind ein selektiver und in der Folge ein durchgehend zweispuriger Bahnausbau mit schönen Bahnhöfen und halbstündigen Frequenzen und perfekt organisierten Bahn-Zubringerdiensten. Denn wenn der öffentliche Verkehr attraktiv gestaltet wird, wird er von der Bevölkerung auch angenommen. Das zeigt das Beispiel der Vinschgau-Bahn (PDF, 684 KB), die als stillgelegte Bahn nach einer Verkehrsplanung mit Univ. Prof. H. Knoflacher wieder aktiviert und innerhalb eines Jahres von einem Stunden- auf einen Halbstundentakt intensiviert wurde.

Ennstal könnte UNESCO-Weltnaturerbe werden – aber nur ohne Autobahn

Verkehrsentlastungsmaßnahmen und der Ausbau des öffentlichen Verkehrs würden den Ennstalern und Ennstalerinnen nicht nur einen großen Gewinn an Lebensqualität und Verkehrssicherheit bringen, sondern eine Möglichkeit eröffnen, die am gestrigen Abend zum ersten Mal für das Ennstal von Univ. Prof. H. Knoflacher artikuliert wurde: „Die Ennstaler könnten mit der herrlichen Landschaft, den ökologischen Naturschätzen und ihren kulturellen Schätzen die Ernennung zum Weltnatur- und -kulturerbe anstreben, was langfristig eine enorme Wertsteigerung für den Tourismus und die regionale Wirtschaft mit sich bringen würde. Die Wachau hat diese Auszeichnung errungen, als ein 7,5 Tonnage-Limit für LKW mit Ausnahme des Ziel- und Quellverkehrs mit weitsichtigen Politikern umgesetzt werden konnte.”

Bürgermeister Hakel für 7,5 Tonnen-Beschränkung

In der anschließenden Diskussion zeigte sich Bgm. Rudolf Hakel beeindruckt. Er habe „genau und mit offenen Ohren zugehört”. Sein ”Glaube an die Umsetzungsmöglichkeit einer vierspurigen Straße südlich von Liezen” sei “sehr klein. Zu einer 7,5 Tonnage-Beschränkung für den Langstreckenschwerverkehr mit Ausnahme des Ziel- und Quellverkehrs sage ich ja, wenn man damit die Sache endlich in den Griff bekommt.“ Mit entsprechenden Kontrollen sei das noch immer umsetzbar gewesen, ergänzte Univ. Prof. H. Knoflacher, der dem Liezener Bürgermeister auch für den notwendigen und behindertengerechten Umbau des Bahnhofes seine Hilfe anbot.

Weitere Wortmeldungen erfolgten von LAbg. Lambert Schönleitner, der seine Unterstützung der Anliegen der ARGE Intermodale Verkehrsplanung im Landtag weiter zusagte, sowie von verschiedenen Bürgerinitiativenvertreterinnen, etwa Barbara Stangel von NETT und Dr. Annemarie Schober aus Altenmarkt, die die Unterstützung der Salzburger Gemeinden Altenmarkt und Radstadt für die intermodale Verkehrsplanung Ennstal und ein 7,5 Tonnage-Limit bestätigte.

Es geht weiter

Dankesworte für den Besuch und das Interesse an der Veranstaltung äußerten die Moderatoren des Abends, LIEB-Obmann August Singer und Dr. Rolf Seiser, der Obmann von NETT. Im Schlusswort wies Frau Mag. Waltraud Mitteregger, die Sprecherin der Überparteilichen Plattform STOPP TRANSITSCHNEISE ENNSTAL, auf die Stärke der Ennstaler Bürgerninitiativen im gemeinsamen Zusammenstehen von Liezen bis Altenmarkt hin und lud zur nächsten Veranstaltung der Intermodalen Verkehrsplanung mit Univ. Prof. Knoflacher im Frühjahr in Gröbming ein.