Zukunft Ennstal – ARGE Intermodale Verkehrsplanung

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23. November 2006, Ennstaler Woche

Ein großer „kleiner Schritt“ für das Ennstal

Was kürzlich noch als undenkbar galt könnte nun doch zur Realität zu werden. Wirtschaft, Politik und Bürgerinitiativen greifen in der Causa B320 nach dem selben Strang. Hermann Knoflacher (TU Wien) hält die Interessen auch im Ennstal für vereinbar.
Von Markus Weilbuchner.

Zu einer Präsentation der aktuellen Verkehrslage im Ennstal luden am vergangenen Dienstag die Vertreter hiesiger Bürgerinitiativen. Im Gasthof Schrempf in Tipschern sollten neue Zahlen zum Transitaufkommen auf der B320 vorgestellt werden – Dipl. Ing. Dr. Hermann Knoflacher vom Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der TU Wien sollte die Daten interpretieren.

Die „kleine“ Besonderheit

„Hatten wir schon …“, „Nix wirklich außergewöhnliches.“, oder „Welche neuen Geschütze werden nun wieder an die Transitfront gerollt?“, hätte man sich denken können – doch weit gefehlt! Keine Spur vom üblichen „Interessens-Sitzkrieg“.

Zum ersten Mal in der jüngeren „Trassengeschichte“ fanden sich Vertreter aller „Parteien“ ein, um „dezitiert kooperativ“ nach einem Ansatz für eine gemeinsame Zukunftsgestaltung des Ennstales zu suchen; und schienen noch vor wenigen Tagen die Fronten verhärtet, saß man an diesem Dienstagabend beieinander um das gemeinsame Boot zumindest einmal von Außen zu begutachten.

Geburtsstunde

Die nächste Überraschung offenbarte sich, als die Bügerinitiativen-Frontfrauen Barbara Stangel und Waltraud Mitteregger eine weitere Plattform aus der Taufe hoben: „Zukunft Ennstal: ARGE – intermodale Verkehrslösung“ soll sie heißen und als überparteiliches Forum der Zusammenarbeit aller Fraktionen dienen. Eines der Schlüsselwörter trägt das „Neugeborene“ direkt im Namen: die Intermodalität.

Intermodalität

Die moderne, wissenschaftliche Verkehrsplanung bezieht sich nicht mehr nur ausschließlich auf den Kraftahrzeugverkehr. Die gleichberechtigte Miteinbeziehung aller Verkehrsarten (Fußgänger-, Fahrad-, öffentlicher Verkehr etc.) muss in Betracht gezogen werden. Ausserdem gehen Verkehrsexperten weltweit konform in der Erkenntnis, dass Verkehrssysteme wichtige Bestandteile unserer Gesellschaft in ihrer Gesamtheit darstellen. Zukunftsperspektiven sollten daher in Konzeption und Planung „neuer Wege“ miteingebracht werden. Inwiefern der Bau einer neuen Straße sich auf die regionale Wirtschaft, das Ökosystem oder den Fremdenverkehr auswirkt, gilt es im Vorfeld abzuklären. All dies leistet die Intermodale Verkehrsplanung. „Es ist ein komplizierter und langwieriger Prozess, an dessen Ende jedoch die größtmöglichen Vorteile für alle Schichten der Bevölkerung stehen“, betont Knoflacher.

Kommunikation

Dass die jahrelange „Gegeneinander-Rederei“ gescheitert ist und außer zur ergebnislosen Verplanung von fünf Millionen Euro nur noch zur emotionalen Zermürbung aller Beteiligter führte, stand einigen Anwesenden ins Gesicht geschrieben. Es ist also gar nicht so erstaunlich, dass Gemeindevertreter spontan einwilligten, bei den ersten gemeinsamen Schritten offiziell behilflich zu sein. Die Gemeinden Irdning, St. Martin und Gröbming stellten sich für die Verteilung von Haushaltsfragebögen zur Verfügung. Bürgermeister aller Coleurs konnten bereits zur Leistung einer Unterstützungsunterschrift für die ARGE gewonnen werden. Am eingängisten brachte Bürgermeister Peter Pilz aus Rohrmoos-Untertal den Gemeinschaftsgedanken zum Ausdruck. „Es ist gut, dass endlich miteinander geredet wird; alle sind wir schließlich Ennstaler, ob nun in einer Bürgerinitiative oder nicht.“

Prioritäten

Die Ziele verschiedener Interessensgruppen sind klarerweise unterschiedlich. So muss zum Beispiel die Wirtschaftskammer als Vertreter der Wirtschaftstreibenden im Bezirk Position für Frächter und Transportunternehmer beziehen. Mehr als 1000 Arbeitsplätze im Bezirk hängen schließlich direkt, 5000 weitere indirekt, an der Transportwirtschaft. Die Bürgerinitiativen ihrerseits sehen vorrangig die ökologische Seite der Medaille; das fragile Umweltsystem des Tales und damit die Lebensqualität unserer und kommender Generationen hat in ihrer Argumentation Vorrang. Beide Ziele „unter einen Hut bringen zu können“, davon ist Knoflacher überzeugt. Vorraussetzung für den Erfolg einer solchen „Mission“ wäre allerdings die allseitige Bereitschaft zur unvoreingenommenen Kooperation.

Der Bundesrat und Bezirksgruppenobmann des Steirischen Wirtschaftsbundes Franz Perhab persönlich gab an diesem Abend mit seiner kritikfähigen und ehrlichen Diskussionshaltung das beste Zeichen dafür, dass Knoflacher recht behalten könnte.

Nächste Schritte

Innerhalb der nächsten zwei Monate will die ARGE die Erstellung von Zielprofilen für das Projekt „Zukunft Ennstal“ abgeschlossen haben. Danach trifft man zur Erörterung nächster Schritte in Perhabs Gasthof Bierfriedl in Pruggern zusammen.