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Naomi Klein

Die Schock-Strategie

Cover "Die Schockstrategie" Geb., 763 Seiten, Verlag S. Fischer
Frankfurt am Main 2007
ISBN 978-3-10-039611-2

Naomi Klein, die mit „No Logo“ die Bibel der Globalisierungsgegner geschrieben hat, meldet sich mit einem knapp 800 Seiten starken Buch über Taktiken und Praktiken der Neokonservativen und Wirtschaftsliberalen zurück. Sie erzählt die Geschichte einer der wirkmächtigsten Ideologien unserer Zeit, Milton Friedmans ökonomischer Doktrin des freien Marktes. Die Kanadierin zeigt, wie deren Siegeszug in den letzten dreißig Jahren auf extremer Gewalt und auf Katastrophen beruht, um die Mechanismen der ungezügelten Marktwirtschaft rund um die Welt von Lateinamerika über Ost- und Westeuropa und Russland bis nach Südafrika und in den Irak durchzusetzen.

Tim Robbins nennt Naomi Kleins Buch „eine Offenbarung“ und bezeichnet „Die Schock-Strategie“ als „das notwendigste Buch unserer Generation“. John Cussack meint, es sei „ein spektakulärer Triumph“ und der Pulitzer-Preisträger Anthony Shadid spricht von einem „Buch ohnegleichen; ein fesselndes Werk epischer Dimension, dessen Botschaft erhört werden muss“. Der Jubel der Kritik ist berechtigt. In beeindruckender Weise gibt Naomi Klein dem scheinbar naturgesetzlich operierenden postsozialistischen Kapitalismus ein Gesicht. Es ist das Gesicht Milton Friedmans, des 2006 verstorbenen Nobelpreisträgers für Ökonomie, der als „Kopf“ hinter Politikern wie Margaret Thatcher, Ronald Reagan oder aktuell Georg W. Bush gilt.

Erst Schock durch Krieg oder Katastrophe, dann der so genannte Wiederaufbau. So lautet die immer gleiche Strategie. Am Beispiel des radikalen Umbaus im öffentlichen Schulwesen in New Orleans nach den Verwüstungen durch den Wirbelsturm „Katrina“ zeigt Klein gleich zu Beginn ihres Buches, wie konservative Wirtschaftsliberale Katastrophen dieser Art zum radikalen Umbau der Gesellschaft nutzen. Aus viel Staat soll wenig Staat werden und, so zitiert sie Friedman, „nur eine Krise – eine tatsächliche oder empfundene – führt zu echtem Wandel“ im Sinne des Neoliberalismus. Ob in Bagdad oder Afghanistan nach der Invasion, ob in New Orleans nach „Katrina“ oder in Sri Lanka nach dem Tsunami: Während die Menschen noch gelähmt von der Katastrophe sind, werden sie einer weiteren, diesmal ökonomischen Schock-Behandlung nach neo-liberalen Vorstellungen unterzogen.

Das Beispiel New Orleans führt Klein fort und zeigt ähnliche Muster in der ehemaligen Sowjetunion, in China und in Südamerika auf, wo der US-amerikanische Umgang mit Allendes Chile der erste praktische Testfall für die Anhänger Milton Friedmans war, die gemeinsam mit der Pinochet-Junta Friedmans Marktideologie brutal durchsetzten. Durch den Ausverkauf an westliche Konzerne wurden und werden dabei nicht bloß Existenzen vernichtet, der Weg des „freien“ Marktes ist auch mit unzähligen Leichen gepflastert. Kleins Buch spannt einen weiten Bogen und zeigt, wie private Unternehmen Krisen wie die im Irak als geschäftliche Chance begreifen; wie Haliburton, McDonalds und Co. zu Repräsentanten des Milton Way of Life werden, wie sie ehemals staatliche Aufgaben übernehmen, sei es im Schulwesen oder im Sicherheitsbereich. Die Folge ist zwar weniger Staat, aber dafür mehr Unternehmens- und Marktmacht, die nicht mehr demokratisch kontrolliert wird.

Spannender als jeder Kriminalroman und unentbehrlich zum Verstehen dessen, was in der Welt und mit uns selbst geschieht, ist Naomi Kleins Buch eine fundierte, mit zahlreichen Belegen und Beispielen erhärtete Auseinandersetzung mit dem vielleicht einflussreichsten Theoretiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. „Die Schock-Strategie“ ist, wie Arundhati Roy schreibt, „die inoffizielle Geschichte des ‚freien Marktes’. Es sollte Pflichtlektüre sein.“