Zukunft Ennstal – ARGE Intermodale Verkehrsplanung

Verein NETT • Nein Ennstal Transit Trasse
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16. September 2011, Kleine Zeitung

Zufälle, Mut und Pionierarbeit

Seit 20 Jahren engagiert sich die Bürgerinitiative NETT gegen den großzügigen Straßenausbau im Ennstal. Galionsfigur ist Barbara Stangel – ursprünglich mehr zufällig als absichtlich.

Frau Stangel, Sie stehen seit 20 Jahren an der Spitze des Straßen-Widerstandes im Ennstal. Können Sie sich noch an den Auslöser erinnern, der Sie zur Aktivbürgerin werden ließ?

Barbara Stangel: Schuld war eigentlich mein Mann, der in den 1980er-Jahren in den Widerstand gegen die damals geplante S 8 involviert war. Ich war damals sehr im Hintergrund, habe Handlangerdienste verrichtet, mehr nicht. Dann war in einer heißen Phase eine Besprechung mit Landesbeamten angesetzt, und plötzlich hat es geheißen: „Barbara, geh du dort hin.”

Und Sie sind gegangen?

Barbara Stangel: Ja, nach einer schlaflosen Nacht. Ich kann mich noch gut erinnern, dort waren lauter Männer, ich war eine junge Frau, so 24, 25. Wie sie mich angeschaut habe, habe ich gewusst, die denken jetzt: „Aha, die Bewegung ist auf den Hund gekommen, jetzt schicken sie eine Frau.” Es waren alle sehr freundlich zu mir, das hat sich aber schnell geändert.

Der Verein NETT ist untrennbar mit dem Namen Barbara Stangel verbunden. Wie kam es, dass Sie sich an die Spitze stellten?

Barbara Stangel: Zu Beginn waren wir ja nur ein loser Haufen, ohne Struktur, und mir war klar, dass wir einen Verein gründen müssen. Ich habe Rolf Seiser, den ich sehr schätze, als Obmann vorgeschlagen. Er hat unter der Bedingung zugesagt, dass ich die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit übernehme. Nein sagen konnte ich nicht, also habe ich es gemacht und bin im Lauf der Zeit immer mutiger geworden.

Gab es ein Schlüsselereignis für Ihr Engagement?

Barbara Stangel: Ja, das war ganz sicher Tschernobyl. Da wurde mir klar, dass Vertrauen in die Politik nicht gerechtfertigt ist, und ich habe mich dazu entschlossen, in dem Bereich, in dem ich etwas tun kann, mich einzubringen.

Sie wurden aufgrund Ihres Kampfes gegen die Straße auch massiv persönlich angefeindet. Haben Sie darunter gelitten?

Barbara Stangel: Nein, weil ich habe das nie persönlich genommen. Und in unserem Team waren und sind so tolle Leute, das gibt Kraft. Es war auch schön zu sehen, was rundherum entsteht, etwa die Vernetzung mit anderen Bürgerinitiativen. Und wir haben Pionierarbeit geleistet.

Können Sie sich an eine besonders schwierige Situation erinnern?

Barbara Stangel: Das war mit Sicherheit die Baustellenbesetzung 1993, das war eine extrem heikle Situation, zum Glück ist niemand zu Schaden gekommen.

Wie haben sich denn aus Ihrer Wahrnehmung die politischen Verhältnisse in den zwanzig Jahren verändert?

Barbara Stangel: Schon sehr. Früher hatte ich das Gefühl, Politiker agieren aus ihrer eigenen Überzeugung heraus, auch wenn das nicht die unsere war. Heute schicken sie uns PR-Agenturen und lassen mit Steuergeld die Bevölkerung belügen. Der persönliche Einsatz für eine Sache ist abhanden gekommen.

Sie haben sich selbst auch parteipolitisch engagiert, bei den Grünen, sind aber im Streit geschieden Ihr Abgang war ein eher unsanfter, oder?

Barbara Stangel: Ja, das war die tiefste menschliche Verletzung, die mir in meinem Engagement widerfahren ist. Letztendlich war es aber gut so, denn damals waren meine beiden Kinder noch klein, die wöchentlichen Fahrten nach Graz schwierig. Mein Sohn hat damals einmal in der Volksschule erzählt, ich sei die ganze Woche nicht zu Hause und niemand würde für ihn kochen. Das hat zwar nicht gestimmt, aber in seiner Wahrnehmung war es offenbar so.

Welche Pläne hat NETT in nächster Zeit?

Barbara Stangel: Wir werden an der 7,5-Tonnagebeschränkung arbeiten und die Vorgänge rund um den Kreisverkehr Trautenfels aufklären, dort wurde unglaublich viel Geld versenkt.

Und Sie persönlich? Weitere 20 Jahre Kampf?

Barbara Stangel: Hoffentlich nicht. Ich bin jetzt 52, zu meinem 50er habe ich mir gewünscht, aufhören zu können – jetzt hoffe ich auf den 60er.

Interview: Ute Groß, Kleine Zeitung